EASI Zer0

– das EU-Projekt für ressourcenschonende Baustoffe

Hinter der kryptischen Abkürzung verbirgt sich ein multilaterales Projekt mit viel Potential. Idee ist es, neuartige Baustoffe zu entwickeln, die aus bio-basierten oder aus recycelten Rohstoffen bestehen, sich leicht anbringen lassen (EASI) und maßgeblich den Energieverbrauch von Gebäuden senken (Zer0). Dr. Tina Oertel erklärt, was es mit dem Projekt auf sich hat und warum Sievert mit dabei ist.

EASI Zer0 – Einfach null?

Im Fokus des Projekts stehen Hochleistungsdämmputze, Wärmedämmplatten, Fensterrahmen und Rollladenkästen; Baustoffe also, die in der Gebäudeaußenhülle verwendet werden. Die Funktionalität dieser Entwicklungsbaustoffe wird im Rahmen eines Proof of Concept bei abwechselnden Witterungsverhältnissen simuliert, getestet und bewertet. Einen Beitrag bei der Erreichung der europäischen Klimaziele leisten diese Baustoffe in zweifacher Hinsicht:
 

  1. Sie besitzen einen verminderten CO2-Fußabdruck im Vergleich zu konventionellen Baustoffen.
  2. Sie reduzieren durch ihre wärmedämmende Wirkung den Energieverbrauch von Gebäuden und einen damit einhergehenden CO2-Ausstoß von fossilen Energieträgern.

Einfach zusammen?

Das Projektteam ist so vielfältig wie die EU selbst. 16 Partnerinnen und Partner aus 7 Ländern arbeiten gemeinsam in diesem Projekt, das im Horizon Europe Programm mit knapp 7 Mio € gefördert wird. Die Vielfalt zeigt sich auch in der Funktion der Partner: Sie decken den gesamten Prozess in der Entstehung eines neuen Produktes bis zum Kunden ab: 7 Forschungsinstitute, 7 Baustoffhersteller, ein Rohstofflieferant und eine Immobiliengesellschaft sind vertreten.

Die Entwicklung der Hochleistungswärmedämmputze übernehmen meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der F&E Abteilung Fassadensysteme am Standort in Karlstadt. Natürlich darf ich an dieser Stelle keine Forschungsergebnisse preisgeben, aber schauen Sie sich gerne die Zwischenergebnisse auf der Homepage an, die regelmäßigt veröffentlicht werden.

https://easizero.eu/


Neu im EZ0 Projekt ist die frühe Einbeziehung von nicht unmittelbar am Projekt beteiligten Wissensträgerinnen und Wissensträgern aus Forschung und Praxis. Diese Stakeholder beziehen wir in Workshops mit ein, um sowohl die Ziele als auch Zwischenergebnisse challengen zu können.

https://easizero.eu/join-us/


Auch der Austausch unter den Projektträgern wird großgeschrieben: So konnten ich und mein Team alle Projektpartner im Mai am Standort in Karlstadt begrüßen und den Fortschritt der letzten 1,5 Jahre besprechen. Außerdem bot die Führung durch unsere F&E-Labore, das Technikum und die Produktion eine gute Gelegenheit, um Forschung und Praxis zu verbinden.

Einfach nachhaltig

EZ0 bedeutet für mich gemeinsam mit Unis, Forschungsinstituten, Rohstofflieferantinnen und Baustoffherstellern die Produktlösungen und Konzepte für Morgen erarbeiten: interdisziplinär, international und über den eigenen Tellerrand hinausschauend, mit fein gestrickten Projektplänen und ambitionierten Meilensteilen. Jetzt arbeiten wir bei Sievert an leistungsfähigeren Wärmedämmputzen auf Basis von nachhaltigen, kostengünstigeren Alternativen zu Aerogel.

Die unverwechselbare Mischung aus Studierenden, Projektleiterinnen, Handwerkern, Spezialisten, Praktikern, jungen Wilden, alten Hasen und „jung gebliebenen grauen Eminenzen“ ist für mich das Herzstück von national und international geförderten Projekten.

Hier entstehen Kooperationen und Geschäftsbeziehungen, die das Ende des Projektes überdauern, die im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltig sind.

In dieser Denkfabrik vernetzen sich vielfältige Ideen mit Lösungen. Der Schlüssel ist der Freiraum, der entsteht, wenn zunächst rein wirtschaftliche Betrachtungen, wie Absatz, Erlös und Umsatz, in den Hintergrund treten. Gewisse Lösungen brauchen eine „Reifezeit“. Rohstoffe, die wir als nachhaltig bezeichnen, sind oftmals anfänglich teurer, da sie nur in kleinem Maßstab hergestellt werden. Die Finanzierung der EU bietet hier den großen Vorteil, sich diese Rohstoffe trotzdem anzuschauen und Produkte daraus zu entwickeln. Das erleichtert den Markteintritt von innovativen Rohstoffen und kann bei der Investitionsentscheidung auf einen größeren Produktionsmaßstab helfen.

Was mir persönlich sehr gut gefällt, ist die Zusammenarbeit mit unserem Nachwuchs, sprich den Studierenden, Doktorandinnen und Doktoranden. Wir profitieren beiderseitig: Wir können von den neuen Erkenntnissen in der Wissenschaft viel lernen, beispielsweise über alternative, nachhaltige Bindemittelkonzepte – und umgekehrt können wir viel Praxiserfahrung weitergeben in der Herstellung und in der Verarbeitung unserer Werktrockenmörtel.

Eine perfekte Symbiose.
Zusammen, für morgen.

Autorin:

Dr. Tina Oertel ist Senior Teamleiterin der Abteilung F&E Fassadensysteme bei Sievert in Karlstadt. Sie verantwortet mit Ihrem Team in der Forschung und Entwicklung die Projekt- und Entwicklungsarbeiten für Putze, Klebe- und Armiermörtel im Außen- und Innenbereich.