Von der Idee bis zur Markteinführung – So entsteht ein neues Produkt
Zur Sievert-DNA gehört es, sich immer weiterzuentwickeln und neue Ideen einfließen zu lassen. So ist es natürlich auch im Bereich unserer Baustoffe. Unsere Kolleginnen und Kollegen bringen laufend neue Produkte auf den Markt. Aber wie läuft dieser Prozess überhaupt ab? Das erklären uns Produktmanager Martin Sassning und F&E-Spezialist für Fassadensysteme Florian Haun.
Schritt 1: Am Anfang ist die Idee
Die Impulse für neue Produkte kommen aus verschiedenen Richtungen. Der eine Weg ist von außen, beispielsweise durch den Vertrieb, woraufhin das Produktmanagement (PM) und die Forschung & Entwicklung (kurz: F&E) anschließend die Zielformulierung, welche Anforderungen das Produkt erfüllen soll, konkretisieren. Wichtige Fragen, die sich die Beteiligten stellen, sind dabei unter anderem: Was fordern unsere Kundinnen und Kunden? Welche Trends sind im Markt aufgekommen? Und was macht eigentlich der Wettbewerb? "Aber auch aus unserem Unternehmen heraus entstehen oft Ideen, beispielsweise, wenn neue “Zutaten” gefunden wurden, mit denen wir neue Möglichkeiten haben”, sagt Florian. Je detaillierter die Idee ist, desto leichter fällt die anschließende Entwicklung. Bei dem in diesem Jahr eingeführten akurit MEP X-tra kam ursprünglich die Idee auf, ein Material zu schaffen, das zum Verputzen und zum Verspachteln genutzt werden kann. Ein Produkt für drei Anwendungen – doch das war nur der Anfang.
Schritt 2: Entwicklungsauftrag
Nachdem die Idee konkretisiert ist, erstellt das PM einen Entwicklungsauftrag, in dem das Produkt und seine Eigenschaften detailliert definiert werden. “Dazu gehören beispielsweise die Produktanforderungen, technische Spezifikationen und Rohstoffkosten. Aber auch eine Konkurrenzanalyse, der Marktpreis und die Auslastung unserer Werke müssen beachtet werden”, erklärt Martin.
Das Entwicklungsziel für den MEP X-tra war beispielsweise, einen Leichtputz Typ II mit mineralischen Leichtzuschlägen zu realisieren, der eine Ergiebigkeit von ca. 1000 Ltr./ to hat und dazu auch für die Sockel- und Bäderverarbeitung geeignet ist. Zu guter Letzt wird eine Roadmap erstellt, in welcher Zeitspanne das Projekt umgesetzt werden soll. Startpunkt für den MEP X-tra war im März 2021 – die anschließende Produkteinführung folgte im August 2022.
„Eine Entwicklungsauftrag beinhaltet unter anderem die Produktanforderungen, technische Spezifikationen und Rohstoffkosten.“
Schritt 3: Start der Entwicklung
“Es kommt bei der Entwicklung drauf an, welche Ausgangslage wir haben. Also, ob wir uns an einem Wettbewerbsprodukt orientieren, oder ein komplett neues Produkt schaffen”, sagt Florian. Ist die Grundlage wie beim MEP X-tra ein Wettbewerbsprodukt, geht das Team in die Analyse. Es werden Festigkeit, Dichte, Siebung und weitere Werte bestimmt. “In diesem Schritt kann dann auch schon eine Preisindikation bestimmt werden, da wir ungefähr wissen, welche Bestandteile das Produkt haben wird”, so Florian. Während des gesamten Prozesses stehen PM und F&E in Kontakt und halten sich über den Stand der Entwicklung auf dem Laufenden. Bei einer kompletten Neuentwicklung ist diese Phase natürlich komplexer, da die Entwickler zwar Erfahrungswerte haben, aber quasi bei Null anfangen.
So sind Produkte in der Regel aufgebaut
- Bindemittel (Gips, Zement, alternatives Mittel): 20 Prozent
- Steine: 75 Prozent
- Leichtzuschläge: 4 Prozent
- Chemische Zusätze: 1 Prozent
Schritt 4: Rezeption und Laborversuche
Früh zu Beginn der Entwicklung wird bereits geschaut, welche Werke aufgrund der Verfügbarkeit der Rohstoffe in der Lage wären, dieses Produkt zu fertigen. Anschließend geht es in die Rezeptierung. “Wir besorgen uns die Rohstoffe im Labormaßstab, das heißt 5 bis 10 Kilogramm. Erstmal mischen wir es bei uns im Labor an. Wir schauen, dass das Produkt die passende Festigkeit bekommt, die richtige Wasseraufnahmefähigkeit besitzt, die Rohdichten passen und die Abbindezeit stimmt”, erklärt Florian.
Im Lödige®-Mischer lassen sich Mischungen von bis zu 100 Kilogramm für anwedungstechnische Versuche mischen.
Schritt 5: Testläufe
Sind die Entwickler zufrieden, wird das Produkt in größerer Menge über den Lödige®-Mischer vermengt und zum ersten Mal gespritzt. Im Live-Test schauen die Entwickler, ob alles den Vorstellungen entspricht – was im ersten Versuch natürlich nicht unbedingt der Fall ist. “Es kann mal sein, dass es nach der dritten Rezeptur schon perfekt ist. Manchmal werden aber auch bis zu 50 Mischungen ausprobiert. Beim MEP X-tra waren es etwa 15 bis 20 Testläufe, bis es unseren Vorstellungen entsprach”, sagt Florian. Dazu kam beim MEP X-tra die Besonderheit, dass sich während der Tests herausgestellt hat, dass das Produkt nicht nur die gewünschten drei Anwendungsbereiche hat, sondern gleich vier, wodurch ein Alleinstellungsmerkmal gewonnen wurde. Besonders wichtig ist in jedem Fall immer im Blick zu haben, was die Ziele sind: “Wir wollen einen USP schaffen. Das haben wir beispielsweise bei dem MEP X-tra geschafft. Zwar haben wir uns an einem Wettbewerbsprodukt orientiert, aber mit dem vierten Anwendungsbereich am Sockel ist es uns gelungen, uns abzugrenzen”, erklärt Martin.
In dieser Phase wird auch über Namen für das Produkt diskutiert. Ein wichtiger Punkt ist auch die Preiskalkulation. Zwar wird diese auch schon ganz am Anfang berücksichtigt, konkret wird sie aber erst, wenn die Rezeptur fast perfekt ist. “Wir setzen uns am Anfang einen Preisrahmen und nehmen da als Orientierung den Marktpreis”, sagt Martin. “Dieser wird dann durchs Controlling geprüft, ob wir mit den Rezepturkosten auch da liegen, wo wir es uns vorgestellt haben.”
Schritt 6: Testbaustellen
Sind alle Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden, geht das Produkt zur Produktion auf die große Mischanlage im Werk. Zum ersten Mal werden zwischen zwei und vier Tonnen des Produktes für zunächst interne, anschließend auch externe Testbaustellen gemischt. “An dieser Stelle stehe ich mit dem Vertrieb in Kontakt und wir suchen Testbaustellen, an der wir das Produkt unter realen Bedingungen ausprobieren können”, sagt Martin. Beim MEP X-tra gab es die erste externe Testbaustelle im Frühjahr 2022, also gut ein Jahr nachdem der Entwicklungsauftrag erstellt wurde. PM und F&E prüfen das Produkt gemeinsam auf den Testbaustellen und zeigen den Anwendungstechnikern das neue Material. “Wir haben meist vier bis fünf Testbaustellen in verschiedenen Regionen”, sagt Martin. “So können wir auch schauen, wie das Produkt unter verschiedenen Bedingungen, sei es Putzarten oder Wetter, aber auch Materialbeschaffenheit, funktioniert. Denn unsere Rohstoffe sind von Werk zu Werk unterschiedlich, je nachdem, wo er produziert wurde.” In dieser Validierungsphase werden an jeder Testbaustelle vom Vertrieb und den Kunden anwendungstechnische Bewertungsbögen ausgefüllt, sodass anschließend gegebenenfalls noch kleinere Anpassungen vorgenommen werden.
Schritt 7: Markteinführung
Sobald das Produkt alle Seiten überzeugt, wird die Markteinführung vorbereitet: Technische Unterlagen werden zusammengestellt, Fotos, Videos und Broschüren angefertigt und die einzelnen Marketingmaßnahmen eingeleitet. Anschließend kann das neue Produkt auch die Kundinnen und Kunden begeistern.